Trauma
Trauma, ja, hab ich. War immer so ein schwammiges Wort. Ich habe es nie spüren können.
Das ist jetzt anders.
…Trauma, ja, hab ich. War immer so ein schwammiges Wort. Ich habe es nie spüren können.
Das ist jetzt anders.
…Hey, kleiner,
53 wärst Du heute geworden.
Wärst Du nicht schon 35 Jahre tot, würden wir uns vielleicht zuprosten, vielleicht auch nichts mehr voneinander wissen wollen. Vielleicht über alte Zeiten lästern, vielleicht gequält ein Minimaltelefonat hinter uns bringen. Vielleicht hättest Du Kinder, vielleicht Dein Leben verpfuscht.
…Papa,
ich schreibe Dir jetzt, wo Du schon so lange tot bist. Gerne hätte ich das früher getan, aber ich habe es nicht geschafft. Zu verletzt und wütend war ich.
…Sie ist mitten in der Nacht aufgestanden. Warum, weiß sie selbst nicht, aber eilig zieht sie sich an und tritt vor die Tür des kleinen Häuschens, hinaus in die Dunkelheit.
…Jedes Mal habe ich Angst vor dem ersten Schmerz, ich hasse ihn. Mund halten, unterordnen, dienen – nichts könnte mir ferner liegen.
…Seit Tagen wusste ich, dass ich Dich anschreiben muss, dass nichts anderes würde den Knoten in meinem Kopf zerschlagen können und das Chaos, in dem ich zu ertrinken drohte, trocken legen. Aber ich wollte nicht, ich wollte es selber schaffen.
…Ich bin unterschwellig aggressiv, seit Tagen. So komme ich auch zu Dir. Natürlich kann ich meinen Mund nicht halten. Ein Wort gibt das andere. Ich suche Streit, fühle mich missverstanden, ungerecht behandelt. Lautstark beschwere ich mich.
…Die Rufe draußen wurden lauter. Er drehte sich um, um zu sehen, ob sie es auch gehört hatte. Hatte sie, sie sah ihn ausdruckslos aus. „Sie sind da.“ Er nickte.
…Lisa hasste diesen Sonntag Morgen. Nicht wegen des Wetters oder so, sondern weil ihre Mutter durchs Treppenhaus brüllte. „Mark, wir warten alle mit dem Frühstück auf Dich!“ Sie beschloss, es zu ignorieren, aber natürlich half das nichts und ihre Mutter stapfte die Treppe zu den Kinderzimmern hoch und öffnete schwungvoll die zu ihrem – Lisa spürte ihren Ärger, noch bevor sie richtig im Zimmer war. „Los, Mark, aufstehen Du Schlafmütze!“ Das war nun wirklich zu viel. „Ich heiße nicht Mark und außerdem bin ich viel zu müde zum Aufstehen“ grummelte sie und drehte sich zur Wand um. „Oh nein, nicht schon wieder dieser Mädchen-Quatsch.“ Die Stimme Ihrer Mutter verhieß nichts gutes. „Egal, komm zum Frühstück oder lass es.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um, schloss unsanft die Tür und polterte die Treppe wieder hinunter.
…